weitere Bilder zur Bieberlies sowie auf Facebook und ein Wikipedia-Artikel zur Biebertalbahn
Das Gießener Land war bereits zur Zeit der frühesten metallverarbeitenden Kulturen Abbau- und Verarbeitungszeitraum für verschiedene Erze.
Die Anfänge des heimischen Berg- und Hüttenwesens liegen in der Epoche der keltischen Eisenkultur. Während des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit bildeten die Eisenerzvorkommen und großen Waldungen im Umfeld des Dünsberges die Basis einer arbeitsteiligen Eisengewinnung und -verarbeitung
im Biebertal.
Der Eisenerzbergbau in der heutigen Großgemeinde Biebertal erlebte in den fünfziger Jahren des
19. Jahrhunderts einen erneuen Aufschwung.
Ursächlich hierfür war zum Einen die Errichtung eines neuen Hüttenwerkes bei Lollar (das heutige Werk Lollar der Buderus Heiztechnik GmbH) im Jahre 1854 und zum anderen die Möglichkeit, die Erze seit 1852 mit der Bahn ab Gießen versenden zu können.
Seit Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahrhundert gab es Bestrebungen, eine Bahnlinie durch das Biebertal zu bauen. Mit der Errichtung der Erzverladestelle Abendstern an der Bahnstrecke (Wetzlar – Lollar) konnte 1888 das Transportproblem teilweise gelöst werden.
1897/98 wurde schließlich die Kleinbahn von Gießen nach Bieber gebaut, die am 19. August 1898 den Betrieb aufnahm und schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Bevölkerung den Kosenamen “Bieberlieschen” erhielt.
Mit dem Ende der Erzförderung in der Grube Königsberg bei Bieber wurde der Güterverkehr der Bieberlies auf der Strecke Abendstern – Bieber und damit der Gesamtverkehr am 30. April 1963 eingestellt. Die oben im Bild zu sehenden langen Erzzüge waren damit Geschichte.
Der übrige Güterverkehr und der Personenverkehr, der bis in die 50er Jahre von Bieber bis nach Gießen (Owaldsgarten) ging, standen schon seit dem 14. April 1952 still.
Durch den Bergbau im Raum Biebertal war die Kleinbahn entstanden und mit der Einstellung des Bergbaus war auch ihr Ende gekommen.
Die glücklicherweise noch erhaltene Dampflokomotive der “Bieberlies” wird heute noch auf einer Museumseisenbahnsrecke bei Plettenberg eingesetzt.
Ein Modell der Kleinbahn “Bieberlies” ist in den Räumen des Heimatmuseums Rodheim-Bieber ausgestellt.
In der Nähe vom Hof Schmitte am Ortseingang von Rodheim (von Gießen kommend) ist inzwischen – vom Heimatverein zur Erinnerung an die Bieberlies – ein Stück Bahngleis gebaut und seit 2020 mit einem Waggon ausgestattet worden.
Die Lok der Bieberlies fährt derweil zwischen Plettenberg und Herscheid und ist für Biebertaler zu einer Art “Wallfahrtsort” geworden – insbesondere für ältere Mitbewohner, die noch mit der Bahn von Bieber zur Station “Oswaldsgarten” in Gießen gefahren sind.
Erst kürzlich (Ende August 2020) berichteten Besucher von dem ca. einstündige Fahrvergnügen, dass die Bieberlies-Lok Nr. 60 mit der Fabrikations-Nr. 19979 der Fa. Henschel in Kassel schnaubt, faucht und Dampf spuckt, pfeift und bimmelt, wie in alten Tagen. Beim Umhängen der Lok in Köppinghausen können die Besucher aussteigen und alle Handlungen mitverfolgen. Fleißig wird dann mit Handy, Videokamera, Fotoapparat festgehalten, was man als Erinnerung mit nach Hause nehmen möchte.
Dem Verein Märkische Museums-Eisenbahn ist es zu verdanken, dass die “Lies” nicht verschrottet wurde, sondern wieder unter Dampf steht. Hans Rink und sein Jugendfreund Lothar Mickel sorgten 1965 – mit Hilfe des damaligen Ministerpräsidenten Albert Oßwald und der Bundeswehr – für den Kauf der Lok von der Kleinbahngesellschaft und für die Restaurierung.
1992 konnte man die Lok auf ihrer “Reparaturreise gen Osten” auf einem Stopp vor dem Kinzenbacher Bahnhof erleben. Dann aber, 1998, zum 100. Geburtstag der Bieberbahn, war die Lok zu einem großen Fest auf einem Tieflader zu Besuch in Biebertal und vor dem Bürgerhaus in Rodheim.
Quelle: Gießener Land und Helmut Failing, Vorsitzender des Heimatvereins Rodheim-Bieber
aktuelle Fotos: Lindemann
Hier eine Sammlung von Artikeln und Videos zum Thema Bieberlies
1995 – Erzbergbau – Hüttenwesen – Bieberlies
2008 – Die Bieberlies schnaubt wieder
2014 – Dünsbergverein spendet für die Bieberlies in Plettenberg
– NRW-Stiftung hilft “Bewegtes Denkmal” zu reparieren
2016 – Bieberlies auf großer Reise (Video)
2016 – Der Bieberlies ein Denkmal gesetzt
2017 – Eisenbahnromantik mit dem Bieberlies Vulkanexpress durchs Brohltal (Video)
2017 – Nächtlicher Transport der Dampflok „Bieberlies“
2017 – Erzwaggon der Bieberlies gesucht
2019 – Dampflok Bieberlies wird angeheizt
2020 – Ein Bieberlies-Erinnerungsareal in Biebertal wird komplettiert.
2020 – Die Bieberlies zieht wieder Züge
2020 – Renovierung läuft, siehe Bilder unterhalb
2020 – Erinnerungsplakat
Weitere Bilder zu der Aktion:
Fotos: Thorsten Cramer