30 Jahre “Sternschnuppe” – Neuanfang mit Rückblick

Foto: Lindemann

So sieht heute eines der Kinder aus der ersten Generation der Sternschnuppe aus – nein nicht das Baby, das große Kind darüber! Bis heute hat sich bei ihm die Liebe zu den Kleinen gehalten. Die Kontakte zu den damaligen, plötzlich ins eigene Leben platzenden „Mitgeschwistern“ haben sich allerdings, wider meine Erwartungen, verloren. Gelegentlich sieht man sich auf der Rodheimer Kirmes. Die meisten aber, so mein Kenntnisstand, hat es in die weite Welt zerstreut. Sie sind erfolgreiche Menschen geworden.

Damals in den Neunzigern gab es noch Papierfotos und die sind mittlerweile in irgendeinem Karton, warten auf ihre Wiederentdeckung. So habe ich mich zu einem aktuellen Foto entschlossen.
Angefangen hat die Sternschnuppe in der alten Zigarrenfabrik in Rodheim. Dort, wo heute das AWO-Heim steht. Doch bald mussten wir umziehen und uns die Räume in der alten Schule in Rodheim selbst herrichten. Dankenswerterweise konnten wir die Gemeindevertreter dahingehend überzeugen. Ich erinnere mich, wie ich damals (berufsfremd, aber handwerklich geschickt) das Bad gefliest habe. Andere haben geputzt, gemalert, geschreinert,was das Zeug hielt. Lange noch, nachdem wir schon den nächsten Schritt gegangen waren, hingen noch die von meiner Mutter selbst gehäkelten Gardinen, ein Mann und eine Frau, vor den Fenstern.
Damals haben die Eltern selbst für die Kinder gekocht, die Räumlichkeiten sauber gehalten, sind auch mal selbst zur Betreuung eingesprungen oder haben im Garten der heutigen Sternschnuppe Sandkasten und Spielmöglichkeiten errichtet. Viele Besprechungen waren damals üblich, notwendig und gewollt.

Wir meist arbeitenden oder noch studierenden Eltern – oft ohne Großeltern in der Nähe – mussten uns eine Lösung einfallen lassen, eine Betreuung erfinden, die es damals so also gar nicht gab. Es war noch die Zeit der Kinderladenbewegung im Geist der Eltern zu spüren: Wir wollten selbst für die Inhalte der ersten Schritte unserer Kinder verantwortlich sein, mitbestimmen. Und überhaupt fing die Kinderbetreuung in den staatlichen oder kirchlichen Einrichtungen damals erst mit 3 Jahren an. Die Kinder mussten u.a. „sauber“ sein, um die „Kindergartenreife“ zu haben. Also organisierten wir uns, nahmen die Dinge selbst in die Hand, suchten uns selbst qualifizierte Betreuerinnen und Räumlichkeiten.

Nach der Aufbauphase hat sich die Sternschnuppe konsolidiert und weiterentwickelt, Unter anderem kam eine Spielfläche vor der Alten Schule hinzu ;und aktuell wird im Haus für eine weitere Gruppe Platz geschaffen, umgebaut. Inzwischen engagiert sich die Gemeinde deutlich mehr als damals. Nun nach 30 Jahren wurde der Stab der Verantwortung ganz an die Gemeinde abgegeben. Die Elterninitiative formte sich (siehe Bericht im Gießener Anzeiger) in einen Förderverein um. Die staatlichen Auflagen waren im Laufe der Jahre immer mehr geworden, so dass sie als Eigenleistung der Eltern nicht mehr zu tragen waren.

Nun – vielleicht fühlt sich hier der eine oder andere Elternteil oder gar ein „Sternschnuppenkind“ berufen eigene Erlebnisse aus seiner Zeit beizusteuern. Es würde uns vom Bilderbogen-Team freuen.

Auch wenn wir uns damals niemals hätten vorstellen können, der Gemeinde die Betreuung unserer Kinder anzuvertrauen, ist diese 30jährige Historie im Grund doch eine der schönen Erfolgsgeschichten aus der 50jährigen Geschichte der Gemeinde Biebertal!
Wir können stolz darauf sein, dass sich immer wieder engagierte Menschen finden, die bei uns etwas bewegen und gute Voraussetzungen dafür schaffen, in Biebertal ein gutes Leben führen zu können.

Vielen Dank!