30. April – Walpurgisnacht – 1. Mai

Bloks Bergs VerrichtungJohannes Praetorius, 1668

Für die einen ist es der Namenstag der Heiligen Walburga, die im 9. Jahrhundert lebte. Sie gab der Walpurgisnacht den Namen. Mit den Hexentänzen auf dem Brocken, die vor allem durch Goethes Faust bekannt wurden, hat Walburga nichts zu tun. Goethe konnte sich auf viele Vorgänger beziehen, siehe obige Abbildung. Der Brocken heißt dort Blocksberg. Diesen Namen kennen die meisten Leute von der bekanntesten kleinen Hexe, nämlich Bibi Blocksberg. Für andere Menschen verbinden sich Frühlingsbräuche mit diesen Daten, die eine ins Germanentum zurück gehende Tradition haben. Dazu gehört zum Beispiel das Aufstellen des Maibaumes auf dem Dorfplatz oder das Aufstellen einer mit Krepppapier geschmückten Birke vor dem Fenster der Liebsten. Die Maibaum-Tradition wird vor allem in Bayern gepflegt, aber es gab auch schon mittelhessische Gemeinden, die einen aufstellten. Vor einigen Jahren war das zum Beispiel unser Nachbarort Erda. Die geschmückte Birke kenne ich aus meiner Kindheit bei Cuxhaven. Für Biebertal ist weder der eine noch der andere Brauch überliefert. Der Tanz in den Mai wurde aber in vielen Gemeinden veranstaltet.

In den 1970er Jahren érklärte die Frauenbewegung die Hexen als Symbolfigur für sich. Dies war auch zum Gedenken an die etwa 50.000 Frauen, die im Mittelalter als Hexen verbrannt wurden – weil sie nicht gehorsam waren, weil sie klug waren und über mehr Wissen verfügten als es den herrschenden Männern genehm war. Manche konnten sogar lesen, unerhört für das “gemeine Volk”. Oft ging es aber auch um Aneignung von Besitz, an den man nur gelangte, wenn man die Frau – gelegentlich auch einen Mann – als Hexe/r bezeichnete. Vom Inquisitor wurde sie dann “rechtmäßig” verurteilt*1)

Foto Internet

Zum 100. Jahrestag des Sturmes auf die Bastille (1789) trafen sich am 14. Juli 1889 400 sozialistische Delegierte aus vielen Ländern und beschlossen “Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, dass gleichzeitig in allen Städten an einem bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen (…). In Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Kundgebung bereits von dem amerikanischen Arbeiterbund (…) für den 1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen Kundgebung angenommen.”
Trotz Sozialistengesetz (=Verbot sämtlicher sozialdemokratischer Aktivitäten) wurden von nun am 1. Mai Demonstrationen und Kundgebungen durchgeführt. Dazu muss man wissen, dass die reguläre Arbeitszeit 12-14 Stunden betrug, oft inklusive Sonntagsarbeit. 1919 war der 1. Mai offizieller Feiertag, danach erst wieder 1933 – 1945(Tag der nationalen Arbeit). Ab 1946 wurde der 1. Mai offizieller Feiertag, allerdings nur mit Genehmigung der damaligen Besatzungsmächte.
Was für uns heute selbstverständlich ist: 8-Stunden-Tag, bezahlter Urlaub, Mutterschutzgesetz, Arbeitssicherheit, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall u.v.a.m. musste im Laufe vieler Jahre erst erkämpft werden. Der 1. Mai spielte dabei eine wichtige Rolle. Das Motto in diesem Jahr

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Quellen:Planet Wissen.de FrauenbewegungWalpurgisnacht

Deutscher Gewerkschaftsbund: Themen
30. April und 1. Mai in Mittelhessen: Hessen-Thüringen.DGB Themen
wikipedia.org/wiki/Walpurgisnacht

4. Juli – Amerika und Biebertal

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Auf ein Bild passt oft nur ein Teil des Mammutbaumes

Manche Artikel kommen eher zufällig zustande. Der 4. Juli hat noch keinen Beitrag, amerikanischer Unabhängigkeitstag fällt mir ein. Also gucke ich doch mal, ob es da Berührungspunkte zwischen Amerika, Amerikanern und Biebertal gibt. Hier lesen Sie ein paar gesammelte Schnipsel.

Der große Mammutbaum im Wald von Fellingshausen wird liebevoll auch „Der Amerikaner“ genannt. Warum ist das so? Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron  giganteum) stammt aus Amerika. Er ist an der Westküste Kaliforniens zu Hause. Dort wird er auch als Redwood bezeichnet und bildet  Wälder mit riesigen immergrünen Bäumen, die einen Stammumfang von über 20m haben und über 3000 Jahre alt werden können. Der Fellingshäuser Amerikaner wurde vor 59 Jahren gepflanzt, ist also über 60 Jahre alt.

Am 27. März 1945 fielen amerikanische Bomben auf Frankenbach.

Am 28. März kamen die ersten amerikanischen Truppen nach Bieber – und retteten dadurch den evangelischen Pfarrer vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

1946 – 1951 war W. Reeh Brandmeister in Frankenbach. Für dessen Feuerwehr besorgten die Amerikaner die erste Motorspritze. Gibt es die noch? Schade, dass die Biebertaler Feuerwehren beim “Größten Blechfestzug Hessens (Gießener Anzeiger), der auch am 4. Juli stattfindet, nicht mitmachen. Um 10.00 geht/ging es in Krofdorf los, um 14.00 will man in Grünberg sein.

Andreas Taddey von den Grünen Biebertal besitzt zwei amerikanische Collies. Da denke ich an Lassie.

Ich fand vier Firmen, die mit Amerika zu tun haben:

  1. Crowley-Vermögensplanung, Biebertal, Hauptstraße 2H.
    Herr Crowley sagt:  Da ich sowohl einen deutschen als auch amerikanischen Hintergrund habe, versuche ich das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Mit Deutschland verbinde ich Zuverlässigkeit, Präzision und hohe Qualität. Mit Amerika hingegen Service und Dienstleistungsbereitschaft, hohe Flexibilität sowie den Willen etwas Positives zu erreichen und niemals aufzugeben.

2. Die ehemalige optische Firma Schölly (Robotic Endoskopie) im Industriegebiet wurde 2019 an die amerikanische Firma „Intuitive Surgical“ Ltd. verkauft, die mit dem Da Vinci-System arbeitet. https://www.intuitive.com/en-us/products-and-services/da-vinci/systems

3. Die Temetum GmbH  ist in der Karlstraße 19 – 21 zu Hause und vermarktet „The american way of lemonade“ in Deutschland. Ahoi-Brausepulver in Tüten für 5 Pfennige ist den Älteren noch bekannt. Bei Temetum gibt es sie in 0,33l Dosen. https://www.temetum.eu/

4. Die Blutegelzucht: Amerikanischen Forschern ist es gelungen, Blutegel-Nervenzellen mit einem Computer zu verbinden. Der Computer schickte Signale an die Zellen, die daraufhin korrekt eine Addition vollzogen. Der Versuch gilt als erster Schritt zum „schlauen Computer“, der selbstständig nach Problemlösungen sucht. (Aus dem Artikel „Rüdiger ist Rentner, verbringt seinen Lebensabend in Biebertal, TAZ-Archiv).

Etwas hat mich bei der Suche sehr aufgestört, auch weil ich noch nie davon gehört hatte: In Biebertal gab es eine Außenstelle des Strafgefangenenlagers West-Emsland. Die im Lager verbliebenen etwa 450 Häftlinge – zumeist Kranke – wurden am 11.04.1945 von amerikanischen Truppen befreit. Und dann klärte sich das Rätsel auf. Gemeint ist ein kleiner, heute nicht mehr selbständiger Ortsteil von Lendringsen im Sauerland, das selber zu Menden gehört. (Kurt Kl. Ehemaliger Gefangenen.-Lagerschreiber des Strafgefangenenlagers Lendringsen, Menden, an den Bürgermeister von Lendringsen am 23.06.1949, Stadtarchiv Menden, Amtsarchiv Menden, Nr. 1578-607).

Gastronomie, Spielwiesen, Bach, Friedensdenkmal,
Grillhütte, Volieren und Familienfrühstüc
k

Heutzutage scheint ein Besuch im “Freizeitzentrum Biebertal” wie überhaupt in ganz Menden lohnend zu sein. Es gibt einige schöne Höhlen, den Hexenteich, die Hönne, aussagestarke Holzskulpturen, das westfälische Kettenmuseum und das KiKI Island https://www.kiki-island.de/infos/attraktionen; Fahrzeit 2-2,5 Stunden, also die richtige Entfernung für ein Wochenende.

Quellen: Internet
Fotos: Mammutbaum: Alfons Lindemann; Freizeitzentrum Biebertal: Eveline Renell; übrige: Firmen

Zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung

Ein Wochenende im Juli 1990

Vom Mauerfall erfuhr ich mit zwei Tagen Verspätung durch die Schlagzeilen der Zeitungen, die wir an unserem Urlaubsort auf Teneriffa kaufen konnten. Was ich am 3. Oktober 1990 getan habe, weiß ich nicht mehr. Aber zwischendrin habe ich vom 13. bis 16. Juli 1990 ganz viel erlebt.

Ausstellung im Hessenpark (Fotos Hessenpark)

Rechts sieht man als weiße Linie den Grenzverlauf zwischen Nordhessen und Thüringen. Teilweise folgte die Grenze der Werra, die bei Altenburschla zwei Schleifen bildete. was in den ersten Jahren nach 1961 noch Rufkontakt ermöglichte. Meine Tour führte über Eschwege-Wanfried-Mühlhausen.

Schlangen vor den Banken zum Geldumtausch auch noch am 14. Juli (Foto: Bundesarchiv)

Übersichtskarte: Meine Strecke

Sonstige Fotos: Eveline Renell

Ferientag im Hessenpark

Vor dem Haus befand sich bis zum Abbau ein Garten
Im Wohnzimmer haben zwei Frauen geklöppelt
Wie viele Kinder haben zusammen in diesem Bett geschlafen?
mit einem Besuch des Hauses aus Fellingshausen
Das Haus war 1922 modernisiert worden, links Kornelkirsche
Küche mit Wasserbank (unterm Fenster)
Kombihochstühle gab es schon, sogar fahrbare
Elternschlafzimmer mit Waschgeschirr

Der zweigeschossige Fachwerkbau war am alten Standort ein kleinbäuerliches Wohnhaus, dem sich mehrere Nebengebäude anschlossen. Das Fachwerk ist in Stockwerkbauweise verzimmert. Zur Hofanlage gehörte ein kleines Hausgärtchen. Das Dorf Fellingshausen war bis um 1890 eine bäuerliche Ansiedlung, die sich im Zuge der Industrialisierung zu einer Arbeitergemeinde umstrukturierte. Die Landwirtschaft wurde oftmals im Nebenerwerb betrieben. Das Gebäude dokumentiert den Einzug bürgerlicher Wohnkultur auf dem Land. Im Freilichtmuseum Hessenpark wird das Gebäude in seinem inneren und äußeren Erscheinungsbild um 1922 gezeigt. – die Putzdatierung ist im oberen Gefach der vorderen Traufseite zu sehen. Zu dieser Zeit erfolgte ein den Bedürfnissen der Arbeiterfamilie entsprechender Umbau Dabei erhielten die Innenwände einen farbigen Anstrich und die Außenwände des Erdgeschosses wurden teilweise durch verputzte Backsteinwände ersetzt.

Alle Fotos: Eveline Renell Juni 2020